Jahrzehntelang lag ein Stück Herner Feuerwehrgeschichte unerkannt im Fahnenschrank an der Sodinger Straße. Nun ist die Herkunft dieses rund 60 Zentimeter langen und einige Kilogramm schweren Metallstücks geklärt.  Marcus Schubert, Vorsitzender des Historischen Vereins Herne / Wanne-Eickel e. V., hat vor einiger Zeit als Berufsfeuerwehrmann die ehrenamtliche Betreuung des Fanhnenschrankes in der Hauptwache übernommen. »Mich interessiert die Geschichte der Herner Feuerwehr sehr. Deswegen habe ich gerne diese Aufgabe übernommen«, erklärte Schubert. Früher wurden in dem Schrank die Fahnen der Wehren aus Herne aufbewahrt. Doch das ist lange her. Inzwischen wurden hier Pokale, Mützen und andere Devotionalien deponiert. »Meist ohne jegliche Informationen«, berichtet Hobbyhistoriker Schubert weiter.

In diesem Fahnenschrank hatte man auch dieses Strahlrohr, bestehend aus Kupfer und Messing, eingelagert. »Ich gehe davon aus, dass dieses Rohr, das einst zur Brandbekämpfung eingesetzt wurde, mehr als 100 Jahre alt ist«, erzählt Schubert weiter. Für ihn ein Grund, sich auf die Suche nach der Herkunft dieses »Dornes«, wie das Strahlrohr auch genannt wird, zu machen.

 

Der Zufall kam zur Hilfe, denn Helmut Manfreda, in Herne bekannt als Künstler und Mitglied des Historischen Vereins, wusste Rat: »Ich habe dieses Strahlrohr einst gefunden.«

 

Bis 1993 gehörte der heute 80-jährige Holthausener nämlich ebenfalls der Herner Berufsfeuerwehr an. »Es muss so um 1968 gewesen sein«, erinnert sich Manfreda. »Ich war gerade mit der Schlauchwäsche beschäftigt, als ich den Auftrag bekam, einen Blick in einen Trakt des evangelischen Krankenhaus an der Wiescherstraße zu werfen. Dieser Anbau sollte nämlich abgerissen werden und die zuständige Firma wollte dort zur Staubbekämpfung C-Schläuche einsetzten«, berichtet der Ex – Feuerwehrmann. Helmut Manfreda nahm seinen Auftritt wie gewohnt sehr ernst, und inspizierte den zum Abriss freigegebenen Trakt vom Keller bis zum Dachboden. Auf dem Dachboden fand der Holthausener zunächst altes OP-Besteck und schließlich etwa versteckt in einer Dachsparre das Strahlrohr.  »Ich habe es sofort in der Wache abgeliefert. Später fand dieses Endstück ja einen Ehrenplatz im dortigen Fahnenschrank«

 

Marcus Schubert vermutet, das dieses historische Strahlrohr einst zur vorgeschriebenen Brandschutzeinrichtung des Krankenhauses gehörte, um später, im 2. Weltkrieg, als Metalle wie Kupfer und Messing sehr wertvoll waren, von einem sachkundige Krankenhausmitarbeiter vermutlich auf dem Dachboden versteckt wurde.

 

»Diese Art von Strahlrohr wird heute gar nicht mehr gebaut / eingesetzt. Ein solcher Dorn kam meist bei Bränden auf Bauernhöfen zum Einsatz, denn dieses lange Strahlrohr, an dem sich ein C-Schlauch befand, wurde einfach zum Löschen in die brennenden Strohballen gesteckt. Heute wenden wir da aber ganz anderen Verfahren an«, betont Marcus Schubert, der sich wie auch Helmut Manfreda darüber freute, dass etwas Licht in ein kleines (metallenes) Geheimnis der Herner Feuerwehrgeschichte gebracht wurde.

 

Friedhelm Wessel